Versorgung von Kindern psychisch kranker Eltern

Der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein wiederholt Forderung nach umfassender Versorgung Kinder psychisch kranker Eltern

KIEL Im Hinblick auf die für heute im schleswig-holsteinischen Landtag (23.02.22) geplante Debatte über eine Erhebung zur Versorgungssituation von Kindern psychisch kranker Eltern hofft der Kinderschutzbund Schleswig-Holstein, dass endlich eine nachhaltige Entwicklung eingeleitet wird. „Seit inzwischen 15 Jahren macht sich der Kinderschutzbund für dieses Thema stark und engagiert sich für den Schutz und die Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern in Form von Fachveranstaltungen, Lobbyarbeit und interdisziplinärem Austausch. Es ist mehr als überfällig, dass die Landesregierung hier tätig wird – auf den großen Handlungsbedarf wurde auch auf politischer Ebene vielfach hingewiesen“, kritisiert die Landesvorsitzende Irene Johns. „Dennoch gibt es bis heute kaum konkrete Hilfen für betroffene Kinder und ihre Familien“, sagt Irene Johns.

Bereits im Landeskinderschutzbericht von 2016 sowie im Psychiatriebericht wurde klar auf die elementare Bedeutung einer gelingenden Kooperation von Jugendhilfe und Gesundheitswesen hingewiesen. „Zwar sind wir dem Ziel einer besseren Vernetzung zwischen Psychiatrie und Jugendhilfe inzwischen etwas nähergekommen, aber strukturell hat sich immer noch nicht viel getan. Die bisherigen temporären Projekte sind weit entfernt von einem regional für Kinder und Eltern erreichbarem Hilfenetz. Es gibt viel zu wenige spezialisierte Therapeuten. Die wenigen stationären Behandlungsangebote für psychisch kranke Eltern gemeinsam mit ihren Kindern wurden in der Coronazeit sogar noch reduziert“, betont Dr. Anna Christina Schulz-Du Bois, Sprecherin des Netzwerkes ‚Hilfen für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder‘ (NEK) und Chefärztin der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der Westküstenkliniken. „Kinder und ihre Eltern benötigen dringend eine flächendeckende regelhafte Versorgung mit passgenauen auf sie zugeschnittenen Hilfe-, Behandlungs- und Präventionsangeboten“, bekräftigt Dr. Schulz-Du Bois.

„Es ist lange bekannt, dass die psychische Erkrankung von Eltern nicht nur eine immense Herausforderung für die Bewältigung des Familienalltags bedeutet, sondern zudem ein beträchtlicher Risikofaktor für die im Haushalt lebenden Kinder ist, in der Folge selbst eine psychische Auffälligkeit oder Störung zu entwickeln – Das ist eine gravierende Kinderschutzproblematik, die nicht hinnehmbar ist. Hier ist eine auch auf Landesebene vereinbarte Zusammenarbeit von Kinder- und Jugendhilfe und Gesundheitswesen dringend notwendig“, mahnt DKSB LV SH Vorsitzende Irene Johns.

Hintergrund:
Bereits in den Jahren 2009 bis 2013 haben der Kinderschutzbund und andere Fachverbände gemeinsam mit dem schleswig-holsteinischen Sozialministerium jährlich Fachtagungen initiiert. Danach hat der DKSB LV SH im Rahmen einer Kooperation mit der Imland Klinik Rendsburg seit 2014 landesweite Fachtagungen in Eigenfinanzierung durchgeführt, die in kürzester Zeit mit jeweils 250-300 Teilnehmenden ausgebucht waren. Seit zwei Jahren bietet der DKSB LV SH die Praxisorientierte Weiterbildung „Kinder und ihre psychisch erkrankten Eltern begleiten und stärken!“ an, die in insgesamt 12 Fortbildungstagen Handlungswissen für Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe, verwandten Disziplinen und dem Gesundheitswesen vermittelt. Außerdem startete 2017 das Netzwerk ‚Hilfen für psychisch kranke Eltern und ihre Kinder‘ (NEK), ein Verbund psychiatrischer Kliniken mit Eltern-Kind-Angebot und dem DKSB LV SH (www.neksh.de).